Angelika

Ein sehr herzlicher Gast ist heute mit mir im Gespräch. Sie ist seit acht Jahren die Leiterin der Gruppe für Eltern, Angehörige und Freunde Homosexueller in Würzburg. Früher hat sie auch mal für den Verein Pro Familia gearbeitet. Durch ihre psychologische Beratung mit Schwerpunkt auf Homosexualität und die Verarbeitung desselbigen beschäftigt sich Angelika auch außerhalb der Elterngruppe mit dem Thema. Dabei hat sie gemerkt, dass Angehörige oftmals vergessen werden, wenn es ums Outing geht. Das war mit ein Grund dafür, dass sie letztes Jahr das Buch Bitte liebt mich, wie ich bin geschrieben hat. Vier Familien erzählen darin von ihren Eindrücken und Gefühlen, als sich ein Familienmitglied geoutet hat.

Angelika ist in Bayern für ihre Arbeit bekannt; sie ist dort Ansprechpartnerin für Mütter, die mit Schuldgefühlen nicht zurecht kommen. Obwohl sie durch ihre Arbeit ständig mit Schwulen zu tun hatte, kam sie nie auf die Idee ihr eigener Sohn könnte es auch sein. Sie ist aus allen Wolken gefallen, als er eines Tages mit genau dieser Botschaft zu ihr kam. „Hilfe, mein Sohn ist schwul“ war der erste Gedanke. Schnell fand sie Hilfe bei ihren schwulen Freunden und raufte sich mit ihrem Sohn Philipp zusammen, den sie bedingungslos liebt.

Die Politik gibt sich zwar Mühe, macht aber noch zu wenig für die Anerkennung Homosexueller. Das Thema geht politisch nur dann durch die Presse, wenn ein Politiker sich outet. Hier gibt es also großen Nachholbedarf, sagt Angelika.

Philipp

Muss ich mir als Schwuler Sorgen machen, wenn mich meine Eltern auf ein bischöfliches Gymnasium schicken? Gibt es da Ausgrenzungen, die zu befürchten sind? Philipp weiß Bescheid, weil er genau da zur Schule ging. Deshalb war er bei seinem Coming out auch vorsichtig. Das unberechenbare Terrain hat er für sich abgesteckt, indem er erstmal gesagt hat, dass er bisexuell sei. Warum das Outing für Philipp bei seiner Mama und besonders bei seinem Papa eine kribellige Angelegenheit war, verrät er im Interview.

Das war auch die Zeit, als er sich bei der schwulen Community Gayromeo angemeldet hat. Da können Schwule Kontakte mit gleichgesinnten knüpfen. Lies dir bitte die Hinweise zur „Sicherheit beim Date“ durch, bevor du dich mit jemandem triffst. Du findest sie auf der Gayromeo-Seite unter „Hilfe & Service“ und da bei der „Infothek“.

Philipp leitet an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster das autonome Schwulenreferat – ein Büro, das zur allgemeinen Studentenvertretung gehört. Es gibt da auch ein Lesbenreferat. Er stellt fest, dass die Uni kein Raum frei von Homophobie ist. Gerade Theologie-Studenten, die sich gegen Homophobie einsetzen, hätten es schwer. Damit die Situation dort und an vielen anderen Bereichen in der Uni besser wird, macht er sich stark.

Michaela (2/2)

Heute also der zweite Teil mit der wunderbaren Michaela. Wenn du den ersten Teil nochmal nachhören möchtest, kannst du das in meinem Beitrag zur letzten Folge machen.

Diesmal gehe ich unter anderem der Frage nach, wie man eine Frau nur als Herr ansprechen kann. Michaela erzählt außerdem, dass der rechtskräftige Beschluss zur Namensänderung vier Wochen dauert. Als sie das erste Mal als Frau zur Arbeit ging, gab es dankenswerterweise keine Gegenwehr. Im Gegenteil, es wurde Verständnis gezeigt!

Ein bekannter transidenter Mann ist Balian Buschbaum. Er ist Sportler und Autor der Autobiografie Blaue Augen bleiben blau. Michaela wünscht sich, dass mehr transidente in den Medien auftauchen, um sie ins Bewusstsein einer breiteren Bevölkerung zu holen.

Auf Michaelas YouTube-Kanal gibt es jede Menge Transgender-Interviews, Nachrichten und Reportagen, die sie zusammen mit ihrer Freundin Farah dreht. Ein Blick lohnt sich. Sie will Transgendern ein Forum bieten und hat deshalb auch als Mitorganisatorin den Transgender-Euregio-Treff ins Leben gerufen. Jeder ist eingeladen vorbeizukommen. Das nächste mal am 12. November ab 19 Uhr im Wirtshaus am Gehrenberg in Markdorf.

Musik in der Folge: Summer aus dem Album Cool Aberrations von General Fuzz.